Ende letzten Jahres durfte ich eine Bezeugung von Wertschätzung erleben, die mich berührt hat und an eine Zusammenarbeit erinnern lässt, die ich sehr geschätzt habe.
Wie die meisten von mir wissen, verbrachte ich einige Zeit in Afrika und liess mich dabei in Kenia und Südafrika zum professionellen Safari Guide ausbilden. Nach Abschluss der fast einjährigen Ausbildung im Busch ging es daran, praktische Erfahrung zu sammeln. Nicht einfach nur als Guide, sondern im gesamten Safari-Tourismus. Dazu gehört auch die Arbeit auf einer Lodge oder in einem Bush Camp.
So startete ich, der absolute Neuling im Tourismus, als Praktikant bei der Bundox Safari Co. Vom Treiben und den Aufgaben auf einer Lodge hatte ich bis dahin wenig Ahnung, aber immerhin konnte ich auf einiges an Lebenserfahrung sowie breite Erfahrung in Verkauf, Kundenberatung und Leadership zurückblicken. Ich fand mich in dieser neuen Welt rasch zurecht, besonders auch dank der herzlichen und engagierten Unterstützung meiner Arbeitskolleginnen und Kollegen. Nach einigen Monaten stieg ich dann vom Praktikanten zum Camp Manager auf. Die Leitung des nahegelegenen Explorer Camps wurde mir anvertraut und nachdem ich mich in der Rolle einige Zeit bewiesen hatte, vertraute man mir sogar die Leitung der Lodge an. Trotz eines Jobangebotes als Camp- oder Lodge-Manager entschied ich mich dann jedoch für die Rückkehr in die Schweiz.
Für meine Arbeitskolleginnen und Kollegen war dies sicherlich auch sehr speziell, wenn der Praktikant innerhalb kürzester Zeit zur Führungskraft aufsteigt und statt zu unterstützen nun die Verantwortung trägt und die Leitung übernimmt.
Soviel zur Vorgeschichte.
Ende letzten Jahres hatte ich mich entschieden, meinen ehemaligen Arbeitskolleginnen und Kollegen nach 2 Jahren einen Besuch abzustatten. Da inzwischen eine weitere Lodge dazugekommen ist, plante ich den Besuch aller Standorte, um sicherzustellen, dass ich auch möglichst alle meiner Weggefährten wiedersehen würde.
Der Empfang und das Wiedersehen war sehr herzlich und ich konnte die grosse Freude darüber bei allen spüren. Interessanterweise nicht nur bei den Menschen, mit denen ich damals aktiv zusammengearbeitet hatte, sondern auch bei denen, die erst später dazugekommen waren. Obwohl ich sie bisher nie persönlich getroffen hatte, gab es anscheinend genügend Geschichten und Anekdoten aus der Zeit mit mir, welche mich sehr bekannt machten. Ich verbrachte zahlreiche Stunden mit alten Freunden und Weggefährten, sei es zusammen in einer der Lodges oder bei der Einladung zum Braai bei dem Manager-Pärchen Tanja und Quinton, die meine ehemaligen Vorgesetzten waren. Überall, wo ich hinkam, traf ich bekannte Gesichter und konnte neue Bekanntschaften schliessen. Ich verbrachte wertvolle Momente mit Simanga, Bethuel, Ellie, Lerato und natürlich mit meinem alten Kumpel David. Es waren diese Begegnungen, die mir das Gefühl gaben, nie wirklich weg gewesen zu sein.
Die Rückkehr ins Explorer Camp, welches ich geleitet hatte, und das Zusammentreffen mit meinem Nachfolger Emanuel war ein weiteres Highlight. Wir hatten damals schon sehr gut zusammengearbeitet und ich habe mich sehr gefreut, dass er meine Nachfolge antreten konnte. Ungewohnt, mit mir als Gast vor Ort, war es aber sicher, denn wie meistens nutzte ich besondere Gelegenheiten, um Dinge etwas anders anzugehen, denn schliesslich stehen die Wünsche der Gäste ja an oberster Stelle. An einem Tag, an dem ich der einzige Gast war, zögerte ich nicht, die gesamte Belegschaft zu einer gemeinsamen Safari einzuladen. Vom Tellerwäscher bis zum Camp-Manager waren alle dabei und wir genossen ein paar tolle Stunden mit interessanten Beobachtungen. Zurück im Camp hatte ich wirklich keine Lust, alleine am grossen Gästetisch zu speisen, daher bat ich jede und jeden, sich mir anzuschliessen; wir verbrachten einen Abend voller Spass in geschätzter Gemeinschaft. Sicherlich ein Tag, der zu weiteren Geschichten und Anekdoten führen wird.
Doch warum wurde ich als Führungskraft, vom Praktikanten zum Camp respektive Lodge Manager so geschätzt? Warum erzählen meine ehemaligen Mitarbeitenden noch heute von dieser Zeit „unter“ meiner Führung, warum wissen selbst Leute die ich zuvor nie getroffen habe von der damaligen Zeit zu berichten und zu schwärmen? Warum freuen sich alle jedes Mal, wenn ich wieder zu Besuch komme, vom Gärtner bis zum Inhaber?
Ich sehe darin mehrere Gründe:
Ich habe stets die Arbeit eines jeden, unabhängig von der Position, mit ehrlicher Wertschätzung anerkannt. Ausserdem habe ich die Menschen hinter der Arbeit gesehen und mich ehrlich für sie interessiert.
Ich habe mich nie zu schade gefühlt, selbst bei den grundlegendsten Aufgaben wie dem Tellerwaschen mitanzupacken, gleichzeitig konnte ich mich zurücknehmen, bei Themen, wo andere über mehr Erfahrung und Wissen verfügten und ihnen das Feld überlassen.
Ich ging bei dem, was ich tat, mit Vorbild voran, verlangte nichts, was ich nicht auch selbst bereit gewesen wäre zu tun oder schon als Praktikant auch getan hatte. Man konnte sich an mir orientieren, ich war allen gegenüber integer aber auch konsequent.
Ich stand meinen Teamkollegen zur Seite, wenn sie Unterstützung brauchten, besonders in Situationen, in denen sie sich unangemessenem Verhalten von Gästen gegenübersahen.
Die Schichten, in welchen man direkt mit mir zusammenarbeiten konnte, waren äusserst beliebt; es gab immer viel zu lachen und die Zeit verging wie im Flug.
Die Wertschätzung, die man als Führungskraft erfährt, ist oft ein Spiegelbild der eigenen Handlungen und des Umgangs mit anderen. Es sind nicht die Titel oder Positionen, die uns definieren, sondern unsere Fähigkeit, authentisch zu bleiben, Mitgefühl zu zeigen und jeden Beitrag zu würdigen. Wir sollten nie vergessen, dass echte Führung darin besteht, ein Vorbild zu sein, Integrität zu leben und ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jede/r Einzelne wertgeschätzt fühlt.
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